Den illegalen Handel mit gefälschten Arzneimitteln eindämmen und die Versorgung der Patienten verbessern – das sind die entscheidenden Argumente, eine Entlassung aus der Verschreibungspflicht (OTC-Switch1) von Sildenafil voranzutreiben. Durch niedrigschwellige Beratungsangebote in Apotheken über Erkrankungen, die einer erektilen Dysfunktion zugrunde liegen können, könnten so mehr Patienten in eine strukturierte ärztliche Behandlung überführt werden.
Ein aktuelles Gutachten des Instituts für angewandte Versorgungsforschung (inav), Berlin, für die Viatris-Gruppe Deutschland beleuchtet, welche Auswirkungen ein OTC-Switch von Sildenafil auf die öffentliche Gesundheit in Deutschland hätte.2,3 Schon jetzt sind Apotheken für viele Menschen eine zentrale Anlaufstelle für Gesundheitsfragen. Nach den Erfahrungen mit bisherigen OTC-Switches ist aus Sicht der Patienten eine gute Apothekenberatung gewährleistet. Auch die Apotheken selbst fühlen sich laut inav-Gutachten bei sensiblen Krankheitsbildern durch positive Vorerfahrungen gut gerüstet.2,3
Im Vordergrund steht, die Versorgung von Patienten zu verbessern. Denn nur rund ein Drittel der Betroffenen wird von einem Arzt oder einer Ärztin behandelt. Zudem wird das Medikament oftmals ohne vorherige ärztliche Konsultation und nach unkontrollierter Beschaffung aus Quellen außerhalb des nationalen Gesundheitssystems verwendet.2,3
Die wichtigsten Ergebnisse des Gutachtens stellte Dr. Matthias Arnold, Mitglied der Geschäftsführung und Senior Gesundheitsökonom der inav GmbH, auf dem Hauptstadtkongress für Medizin und Gesundheit 2023 (HSK) im Rahmen eines Satellitensymposiums zum ersten Mal vor.
Die Präsentation finden sie hier.
Das inav-Gutachten können Sie als PDF herunterladen.
OTC-Switch in Deutschland?
In anderen europäischen Ländern ist der Wirkstoff Sildenafil zur Behandlung der erektilen Dysfunktion bereits aus der Verschreibungspflicht entlassen worden (OTC-Switch1) Dieses Thema wird nun auch in Deutschland diskutiert. Der Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) lehnte im Januar 2022 den OTC-Switch von Sildenafil für Deutschland ab. Im Anschluss kündigte das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) im Oktober 2022 an, die Umstellung von der Verschreibungspflicht auf den OTC-Status anzustreben.
Quellen:
1 Der Begriff „OTC-Switch“ beschreibt die Entlassung eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels (Rx) aus der Rezeptpflicht. https://www.deutschesapothekenportal.de/medien/dap-lexikon/otc-switch/ (Zugriff: Juni 2023).2 Arnold M, Rottenkolber D. Public-Health-Impact eines möglichen OTC-Switches von Sildenafil 50 mg. https://inav-berlin.de/wp-content/uploads/2023/06/inav_Gutachten_Sildenafil-OTC-Switch.pdf (Zugriff Juni 2023).
3 Arnold M. Public-Health-Impact eines möglichen OTC-Switches von Sildenafil 50 mg. Satellitensymposium im Rahmen des Hauptstadtkongresses für Medizin und Gesundheit 2023. Präsentation am 15.06.2023, 14-35–15:00 Uhr.