- Expert:innen aus den Bereichen Medizin, Pharmazie und Gesundheitsökonomie beleuchten unterschiedliche Aspekte
- Angesichts der bestehenden Unterversorgung von Patienten mit einer erektilen Dysfunktion ist Handlungsbedarf gegeben
- Apotheken könnten mit qualifizierter Beratung die überlasteten Fachpraxen entlasten
- Der Bezug der Arzneimittel aus seriösen Quellen über die wohnortnahe Apotheke verbessert die Versorgung der Betroffenen
Bad Homburg v. d. Höhe, 14. Oktober 2024 — Die diesjährige expopharm, die Leitmesse für den europäischen Apothekenmarkt, fand unter dem Motto „Für die Zukunft unserer Apotheken“ von Mittwoch, den 9. bis Samstag, den 12. Oktober in München statt. Besucher:innen konnten sich unter anderem zu innovativen Produkten und Lösungen für den Apothekenmarkt informieren und durch ein umfangreiches Programm von Vorträgen, Workshops und Live-Diskussionen ihr Wissen erweitern. Zu den verschiedenen Programmformaten zählte die pharma-world-Bühne, auf der in diesem Jahr auch das aktuelle Thema „Pharmazeutische Beratungskompetenz“ im Fokus stand. Im Rahmen einer Panel-Diskussion mit dem Titel „PDE-5-Hemmer ohne Rezept: Eine große Chance für Apotheken und Arztpraxen“ beleuchteten Expert:innen aus den Bereichen Medizin, Pharmazie und Gesundheitsökonomie die unterschiedlichen Aspekte eines potenziellen OTC-Switch1 dieser Substanzgruppe.2 Als Gesundheitsunternehmen, das sich auch durch sein urologisches Portfolio auszeichnet, hatte die Viatris-Gruppe Deutschland für Freitag, den 11. Oktober zu dieser Diskussion eingeladen, die von Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz moderiert wurde. Er ist Professor für Pharmazeutische Chemie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und in verschiedenen Gremien der Apothekerschaft aktiv.
Unterversorgung von Patienten mit erektiler Dysfunktion und Graumarkt: OTC-Switch kann Entlastung schaffen
Als Kenner des OTC-Marktes hat Prof. Dr. Uwe May, Professor für Gesundheitsökonomie mit Schwerpunkt Pharmakoökonomie an der Hochschule Fresenius, und Unternehmensberater für Konzepte im Gesundheitsmarkt mit einem Impulsvortrag die Veranstaltung eröffnet. Dabei ging es um die Versorgungslage der von erektiler Dysfunktion (ED) Betroffenen in Deutschland. Den ca. fünf Millionen zunehmend jungen Patienten stünden lediglich 3.000 bis 4.000 niedergelassene Urolog:innen3 gegenüber, für die sich eine umfassende Diagnostik oft nicht lohne. Das führe dazu, dass „Betroffene entweder gar keine ärztliche Hilfe suchen oder oftmals im Internet über teils dubiose Kanäle Abhilfe zu schaffen versuchen“, so May. Hier bestehe eindeutig Handlungsbedarf. Im europäischen Ausland habe man die Erfahrung gemacht, dass die Entlassung von Phosphodiesterase-5-, bzw. PDE-5-Hemmern aus der Verschreibungspflicht die Problematik entschärfen könne.4
Jüngste Daten zeigen: Das kardiovaskuläre Sicherheitsprofil der PDE-5-Hemmer sollte differenzierter betrachtet werden
Schubert-Zsilavecz merkte an, dass trotz dieser durchaus positiven Erfahrungen in anderen EU-Ländern PDE-5-Hemmer in Deutschland weiterhin verschreibungspflichtig seien. Und dies hauptsächlich wegen kardiologischer Bedenken. Er bat Prof. Dr. Holger Eggebrecht, Kardiologe und Partner im Medizinischen Versorgungszentrum Cardioangiologisches Centrum Bethanien (MVZ CCB), Frankfurt Main-Taunus GbR, dies zu kommentieren. Eggebrecht bestätigte, dass die ED als Frühwarnzeichen für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems auftreten könne und dass es in der Anfangszeit der ED-Behandlung mit PDE-5-Hemmern Bedenken bezüglich ihrer kardiovaskulären Effekte gab. Dies habe sich in den vergangenen 20 Jahren allerdings gewandelt. „Je mehr Studien sich mit der Substanzgruppe und ihren Wirkungen beschäftigten, umso mehr positive Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System wurden gefunden“, so Eggebrecht. Mittlerweile habe sich das Interesse der Frage zugewandt, inwieweit diese Substanzen auch harte Endpunkte wie schwere kardiovaskuläre Ereignisse und die Gesamtmortalität beeinflussen. Eine kürzlich publizierte Metaanalyse zu dieser Frage habe 16 Studien mit über einer Million Teilnehmern untersucht, von denen rund 10% mit einem PDE-5-Hemmer behandelt und über mindestens sechs Monate beobachtet worden seien. „Die Ergebnisse dieser Metaanalyse waren bedeutsam: unter der Behandlung mit einem PDE-5-Hemmer waren schwere kardiovaskuläre Ereignisse um 22% und die Gesamtmortalität sogar um 30% reduziert“, berichtete Eggebrecht..5 Er könne sich durchaus vorstellen, dass die Beratungen in den Apotheken entlastend für urologische Praxen wirken und andere Patientengruppen von den raren, frei gewordenen fachärztlichen Kapazitäten profitieren könnten.
Beratung zu nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ist eine der Kernkompetenzen von Apotheker:innen
Wie würde man in der Apotheke auf einen OTC-Switch der PDE-5-Hemmer blicken? Wäre die damit verbundene intensivierte Beratungserfordernis für die Apotheken zumutbar? Mit diesen Fragen wandte sich der Moderator an Dr. Reinhild Lohmann, Apothekerin in der Ambrosius Apotheke Ostbevern und langjährige Fortbildungsreferentin. „Zunächst einmal: Beratung zu nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ist eine unserer Kernkompetenzen und alltägliches Tun. Und nicht erst seitdem die ‚Pille danach’ verschreibungsfrei abgegeben werden darf, zeigen wir, dass dies auch für sensible und beratungsaufwändigere Themen gilt“, stellte Lohmann fest. „Generell sind Apotheken ja niedrigschwellige Anlaufstellen für Gesundheitsfragen. Deshalb sind wir es auch gewohnt, Patient:innen mit Risikomerkmalen gegebenenfalls in die ärztliche Versorgung weiterzuleiten. Außerdem wissen unsere Kund:innen die Beratung und wohnortnahe Versorgung zu schätzen“, führte sie weiter aus. „Also ja, eine intensivierte Beratung im Zusammenhang mit einem OTC-Switch von PDE-5-Hemmern wäre für uns zumutbar und für alle auch wünschenswert, zumal wir damit unsere Rolle als Vor-Ort-Apotheken stärken“, bekräftigte Lohmann.
Die innovative Apotheke wird zukünftig eine wachsende Lotsenfunktion haben
Mit der Bitte um den berufspolitischen Blick auf das Thema wandte sich der Moderator an den Vorsitzenden des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis. Betrachte man die Altersentwicklung der Gesellschaft einerseits und den Rückgang (fach-)ärztlicher Kapazitäten andererseits, sei leicht zu erkennen, dass „Apotheken zukünftig immer bedeutender bei der medizinischen und pharmazeutischen Versorgung der Menschen werden und werden müssen. Apotheken wird dann auch eine wachsende Lotsenfunktion zukommen“, zeigte sich der Apotheker Preis überzeugt. „Dass die stärkere Einbeziehung der Apotheken in die medizinische Versorgung der Bürgerinnen und Bürger gesundheitspolitisch ausdrücklich gewollt ist, lässt sich gut am nun gesetzlich verankerten Grippe- und Corona-Impfangebot durch Apotheken sowie an den kürzlich eingeführten pharmazeutischen Dienstleistungen zur verbesserten Versorgung der Versicherten erkennen.6 Gleiches gilt für das geplante Gesundes-Herz-Gesetz, das unter anderem die Apotheken verstärkt in die Prävention und Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und tabakassoziierten Erkrankungen durch eine erweiterte Beratung mit Messungen zu entsprechenden Risikofaktoren einbinden will“,7 so Preis. Zukünftig sei ja zusätzlich geplant, dass Apotheken alle Impfungen – bis auf Lebendimpfstoffe – durchführen sollen.
OTC-Switch der PDE-5-Hemmer kann für alle Beteiligten Nutzen bringen
Die Moderatorenfrage, ob sich ein OTC-Switch der PDE-5-Hemmer für die Apotheken überhaupt lohnen würde oder ob das nur den Umsatz der verschreibungspflichtigen Varianten vermindern würde und/oder dem Versandhandel zugutekäme, beantwortete May. Aus gesundheitsökonomischer Sicht verwies er auf die Erfahrungen aus dem europäischen Ausland. Dort habe sich nach der Entlassung von Sildenafil aus der Verschreibungspflicht gezeigt, dass sich daraus ein Nutzen für alle Beteiligten ergab. So seien zum einen mehr Patienten in die ärztliche Versorgung gebracht, zum anderen der Wirkstoff aber auch mehr in der Apotheke nachgefragt worden. „Natürlich ist nicht auszuschließen, dass auch der Versandhandel davon profitiert. Aber wenigstens wird den unseriösen Quellen teilweise der Boden entzogen und Ware wieder über zuverlässige Kanäle bezogen“, betonte May. Studien hätten zudem gezeigt, dass nicht alle Patienten den Internet-Quellen trauten und in ähnlichem Umfang auch die stationäre Apotheke aufsuchten.4 „Hilfreich wäre es, wenn das Thema zunehmend entstigmatisiert würde, wenn zum Beispiel flächendeckende Werbung die Männer darauf aufmerksam macht, dass sie nicht alleine dastehen“, ist May überzeugt.
Nach ihrem Fazit befragt waren sich die Teilnehmenden einig:
- Aufgrund der bestehenden Unterversorgung ist eindeutig der Bedarf für einen OTC-Switch von PDE-5-Hemmern gegeben.
- Angesichts der aktuellen Erkenntnisse zum kardiovaskulären Nutzen der Substanzen sollten die kardiologischen Bedenken nicht mehr einseitig zur Ablehnung eines OTC-Switch herangezogen werden.
- Neben den Patienten und den entlasteten Ärzt:innen würden insbesondere stationäre Apotheken von einem Switch profitieren.
Den Zugang zur medikamentösen Behandlung möglichst einfach gestalten
„Die medikamentöse Behandlung der erektilen Dysfunktion blickt inzwischen auf eine mehr als 25-jährige Erfolgsgeschichte zurück”, resümiert Simon von Boeselager, Leiter des Deutschlandgeschäfts der Viatris-Gruppe Deutschland. „Damit Betroffene die vorhandenen Therapiemöglichkeiten auch nutzen, ist ein möglichst einfacher Zugang wichtig. Andere europäische Länder haben gute Erfahrungen damit gemacht, dass Medikamente gegen erektile Dysfunktion in der Apotheke ohne Rezept verfügbar sind.”
Bildmaterial
Primäre Abbildung/Abb. 1:

Primäre Abb./Abb. 1: Nach einem OTC-Switch könnten Apotheken als niedrigschwelliger Zugang zum Gesundheitssystem dazu beitragen, mehr Männern mit erektiler Dysfunktion pharmazeutisch sichere Medikation zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig ist nach Erfahrungen im europäischen Ausland davon auszugehen, dass auch mehr Patienten in die ärztliche Versorgung gebracht werden können. © Viatris-Gruppe Deutschland
Über Viatris
Viatris Inc. (NASDAQ: VTRS) ist ein global tätiges Gesundheitsunternehmen, das Zugang zu einem einzigartigen Portfolio-Mix aus Original- und generischen Arzneimitteln sowie Medizinprodukten bereitstellt. Durch die Kombination aus Originalen und Generika können wir den weltweiten Gesundheitsbedarf ganzheitlicher decken. Im Sinne unserer Mission, es Menschen weltweit zu ermöglichen, in jeder Lebensphase gesünder zu leben, sorgen wir für einen breiteren Zugang zu Arzneimitteln, indem wir jährlich etwa 1 Milliarde Patient:innen auf der ganzen Welt mit qualitativ hochwertigen Arzneimitteln und Medizinprodukten versorgen und Menschen in allen Lebensphasen begleiten: von der Geburt bis zum Lebensende, von akuten bis zu chronischen Krankheiten. Mit unserem außergewöhnlich umfangreichen und vielfältigen Portfolio, einer beispiellosen globalen Lieferkette, die darauf ausgerichtet ist, mehr Menschen mit Arzneimitteln sowie Medizinprodukten zu versorgen – wann und wo sie diese benötigen – und mit einer fundierten wissenschaftlichen Expertise, um einige der weltweit drängendsten Herausforderungen im Gesundheitsbereich anzugehen, hat das Thema Zugang bei Viatris einen sehr hohen Stellenwert. Wir haben unseren Hauptsitz in den USA und globale Zentralen in Pittsburgh (USA), Shanghai (China) und Hyderabad (Indien). Weitere Informationen finden Sie auf https://www.viatris.com/en und https://investor.viatris.com. Bleiben Sie auch über LinkedIn, Instagram, YouTube und X (vormals Twitter) mit uns in Verbindung.
Zur Viatris-Gruppe Deutschland gehören die Viatris Healthcare GmbH, Viatris Pharma GmbH, Mylan Germany GmbH sowie MEDA Pharma GmbH & Co. KG mit Sitz und Niederlassungen in Troisdorf, Bad Homburg v. d. Höhe sowie Hannover, der Viatris Collaboration Hub Berlin und die Produktionsstätte der Madaus GmbH in Troisdorf. Das Portfolio umfasst in Deutschland mehr als 400 Produkte, darunter Originale und (Marken-) Generika. Sowohl verschreibungspflichtige als auch rezeptfreie Präparate decken ein breites Spektrum an Therapiegebieten ab. Hervorzuheben sind insbesondere Antithrombotika und Impfstoffe (Influenza). Weiterführende Informationen unter: www.viatris.de.
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1OTC-Switch steht für die Entlassung eines Arzneimittels aus der Verschreibungs- oder auch Rezeptpflicht.
2expopharm 2024 (18. September 2024) „Vier Tage Fortbildung für alle!“, https://www.expopharm.de/messe/apotheken/event.php?pg=news#29262 (Zugriff: Oktober 2024).
3Haas H et al. (2023) „Versorgungsstruktur der ambulanten Urologie in Deutschland“, Urologie 62: 503–509. Erhältlich unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s00120-023-02048-x (Zugriff: Oktober 2024).
4Arnold M, Rottenkolber D (2023) „Public-Health-Impact eines möglichen OTC-Switches von Sildenafil 50 mg“, https://inav-berlin.de/wp-content/uploads/2023/06/inav_Gutachten_Sildenafil-OTC-Switch.pdf (Zugriff: Oktober 2024).
5Soulaidopoulos S et al. (2024) “Long-term Effects of Phosphodiesterase-5-Inhibitors on Cardiovascular Outcomes and Death: A Systematic Review and Meta-analysis”, European Heart Journal – Cardiovascular Pharmacotherapy 10, 403–412. Erhältlich unter: https://doi.org/10.1093/ehjcvp/pvae029 (Zugriff: Oktober 2024).
6Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. (ABDA). Pharmazeutische Dienstleistungen. https://www.abda.de/pharmazeutische-dienstleistungen/ (Zugriff: Oktober 2024).
7Bundesministerium für Gesundheit (BMG) (28. August 2024) „Bundeskabinett beschließt Gesundes-Herz-Gesetz“, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/bundeskabinett-beschliesst-gesundes-herz-gesetz-pm-28-08-2024 (Zugriff: Oktober 2024).